Was ist Achtsamkeit?

Bild:  Jon Kabat-Zinn, Achtsamkeit, Innehalten, Augenblick

DIE SCHALE DER SELBST - LIEBE

Für sich sorgen

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale

und nicht als Kanal,

der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt,

während jene wartet, bis sie gefüllt ist.

Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt,

ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und

habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott.

Die Schale ahmt die Quelle nach.

Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist,

strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. 

Du tue das Gleiche. Zuerst anfüllen und dann ausgießen.

Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen,

nicht auszuströmen.

Ich möchte nicht reich werden,

wenn du dabei leer wirst.

Wenn du mit dir selber schlecht umgehst,

wem bist du dann gut?

Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle,

wenn nicht, schone dich.

 Bernhard von Clairvaux

Die Praxis der Achtsamkeit,  

stärkt unsere Fähigkeit, Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen mit einer natürlichen Distanz wahrzunehmen. Sie unterstützt uns, ruhiger zu werden und uns leichter aus Gedankenkreisläufe und Stimmungen zu lösen. 

 

Achtsamkeit lädt uns ein, immer wieder anwesend zu sein und sich dem Leben jetzt im Augenblick zuzuwenden. Sie weckt die Bereitschaft für ein lebendiges und unmittelbares Entdecken und Erforschen dessen, was unmittelbar geschieht. So kommen wir wieder mit der eigenen Kraft und Lebendigkeit in Berührung.

 Wir können es nicht verhindern, dass Gefühle und Gedanken von Angespanntheit, Nervosität oder Angst auftauchen. Eine achtsame Wahrnehmung bezieht all das mit ein und ermutigt uns, auch diese Erfahrungen einfach mal so sein zu lassen, ohne automatisch dagegen anzukämpfen.

Besonders in einer so schwierigen Situationen wie wir sie aktuell erleben, neigen wir dazu, unseren Gedanken noch mehr Energie und Aufmerksamkeit zu schenken, als wir es sonst schon tun. Wie von einem Autopiloten gesteuert suchen wir nach Lösungen und verlieren uns häufig in Grübeleien, die sich mit Ängsten, Sorgen, Selbstzweifel, Vorwürfen oder Schuldgefühlen beschäftigen. Diese „neuronalen Trampelpfade“ laufen wie von selbst ab, unabhängig ob sie gerade hilfreich sind, oder uns immer tiefer in eine angespannte Stimmungen führen. 

 

Anhalten um anzukommen. Sich erstmal "so sein lassen" bedeutet nicht, sich passiv zu verhalten. Momente des Innehaltens öffnen erst den Raum, den es bedarf, um klare Einblicke in unsere momentanen Bedürfnisse sowie Denk- und Reaktionsmuster zu bekommen. Die Gedanken bewegen sich langsamer, sind kreativer und es können sich leichter neue Perspektiven und Handlungsspielräume eröffnen.  Ein solcher Umgang kann uns auch in anstrengenden Situationen, Kraft und Zuversicht geben.  

Eine achtsame Lebensweise ist von keiner Religion oder Ideologie abhängig.  

Achtsamkeit ist keine Entspannungsmethode oder Therapie, sondern ein lebendiges, unmittelbares Erforschen und Erleben dessen, was unmittelbar geschieht  - egal ob wir gerade abwaschen, essen, gehen oder auf einem Meditationskissen sitzen.  

Achtsamkeit unterstützt uns,


 

 

  • präsent und in Kontakt mit dem Körper zu sein;
  • weniger in Grübeleien und Stimmungen gefangen zu sein;
  • sich weniger von geistigen und emotionalen Vorgängen überwältigen zu lassen;
  • mit Schmerzen, schwierigen Gedanken und Gefühlen behutsam umzugehen;
  • eigene hinderliche Verhaltensmuster zu erkennen und unsere
  • Sicht-und Handlungsweisen zu erweitern;
  • Selbstmitgefühl zu entwickeln und gut für sich zu sorgen;